INHALTSVERZEICHNIS
Soziale Bedürfnisse deines Hundes
Was bedeutet „sozial“?
Laut Wikipedia, bedeutet das Wort „sozial“ (vom lat. „socialis“): gemeinsam, verbunden, verbündet.
Umgangssprachlich „höflich, taktvoll und verantwortungsbewusst“.
Es steht auch für „teilnehmend“ und „in Verbindung stehend“.
In der Beziehung von Menschen bedeutet es, auf das Gegenüber eingehen zu können.
Sich für den anderen zu interessieren und sich einzufühlen.
Es bedeutet, anderen zu helfen und eigene Interessen zurückzustellen.
Was heißt: „sozialer Rudelinstinkt“?
Der Instinkt, ist wie bei anderen Naturtrieben, die angeborene Fähigkeit der Verhaltenssteuerung.
Der natürliche Grund, der das Überleben sichert.
Früher glaubte man, Hunde zeigten eine Anhänglichkeit gegenüber Menschen,
weil es ein Folge von „guter“ Sozialisierung und Zähmung sei.
Hunde würden vom fleischfressenden Raubtier zum umgänglichen Tier,
durch entsprechende Kontrolle oder Drill und strenge Strafen.
Der heutige Erkenntnisstand zeigt klar auf, die Anhänglichkeit unserer Hunde,
ist genetisch verankert und stellt ein Grundbedürfnis dar.
Diese besondere Fähigkeit gibt es sonst nur zwischen Mutter und Kind der selben Spezies.
Um zu überleben, bringt der Hund ein genetisches Programm mit:
Durch Beobachten zu lernen und menschliches Verhalten zu imitieren.
Der soziale Rudelinstinkt ist die Voraussetzung, um mit anderen Rudelmitgliedern in einer Gemeinschaft leben zu können.
Was bedeutet gemeinschaftliches Leben?
Für uns bedeutet zusammen leben:
Gemeinsam:
- schlafen
- essen
- schmusen
- spielen
- Kinder großziehen
- das Heim pflegen.
Kurz: – gemeinsam Leben gestalten –
Gemeinschaft tut noch mehr.
Sie zeigt uns klare Strukturen und bietet damit Sicherheit und Orientierung.
In und durch die Gemeinschaft lernen wir uns anzupassen.
Warum Liebe und Geborgenheit wichtig sind
Unser Hund hat die selbe Fähigkeit sich an uns zu binden, wie unsere Kinder.
Was bedeutet dies für seine sozialen Bedürfnisse?
Der Hund braucht die gleiche bedingungslose Liebe und Akzeptanz.
Wir müssen ihm unsere Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme entgegenbringen.
Damit der Hund gesund bleibt und sein Bedürfnis nach Nähe stillen kann, braucht er den Familienanschluss.
Er möchte mit einem Menschen zusammenleben, der ihn versteht und seine Bedürfnisse kennt.
Er kann so lernen und die gesetzten Grenzen, bieten ihm Sicherheit und Orientierung.
Der Hund richtet sich nach seinem Menschen, auch wenn es nicht seinen Interessen dient.
Diese Fähigkeit bringt der Hund von Natur aus mit.
Dafür aber braucht er die Gesellschaft seiner Bezugsperson und das, 2/3 des Tages.
Der Hund hat den starken Wunsch Teil einer Gemeinschaft zu sein, in der er seine Aufgaben und Pflichten hat.
Unsere Hunde sind Mitglieder der menschlichen Familie und nicht nur gute Freunde.
Durch diese Komponenten, können wir das Ausmaß unserer Verantwortung ableiten.
Spätestens jetzt muss klar sein:
- Eine Zwingerhaltung kommt einer Folter gleich.
- Hunde im Tierheim sehnen sich nach menschlichem Kontakt.
- Sind Hunde den ganzen Tag alleine zu Hause, sind sie einem großen Stress ausgesetzt sind.
- Hunde sind unglücklich, wenn sie auf dem gemeinsamen Spaziergang ignoriert werden,
weil der Besitzer am Handy hängt. - – warum Welpen, die alleine gelassen werden, weinen und schreien.
– Sie erleiden die gleichen Qualen wie unsere Kinder.
– Sie erleben Todesangst.
Soziale Kontakte
Regelmäßiger Sozialkontakt bedeutet nicht für jeden Hund ausgiebig Kontakt zu Artgenossen.
Manch einem Hund reicht ein kurzer „Smalltalk“ und er läuft weiter seiner Wege.
Ein anderer Hund läßt sich gerne vom Hundekumpel zu einem Spiel animieren.
Das alles ist in Ordnung. Der Hund braucht nicht täglich Kontakt und Spiel mit anderen Hunden.
Manche Hunde wollen dies auch gar nicht.
Keinesfalls sollte ich ihm dann einen längeren Kontoakt aufzwingen.
Der soziale Rudelinstinkt geht noch weiter
Viele Hundebesitzer wollen, einen sozialen Umgang ihres Hundes mit allen anderen Hunden und jedem fremden Menschen.
Als wären die fremden Hunde und fremden Menschen, Teil der häuslichen Gemeinschaft.
Wie ist es bei uns?
Machen wir keinen Unterschied zwischen fremden Personen und Mitgliedern aus unserem Familien- oder Freundeskreis?
Gehen wir mit allen gleich freundlich, nett und aufgeschlossen um?
– Gibt es doch für uns einen feinen Unterschied zwischen engen Familienmitgliedern, Freunden und Fremden?
Ja, – wir machen einen Unterschied!
Das ist ein ganz natürliches Verhalten.
Ebenso selbstverständlich begrenzt unser Hund soziale Verhaltensweisen auf „seine Familie“.
Definieren wir „soziales Verhalten“ für uns mit:
- „Fürsorge“,
- „Hilfsbereitschaft“ und
- „Einfühlungsvermögen“,
bedeutet dies nicht zwangsläufig: „Ich muss jeden mögen.“
Was bedeutet „soziales Verhalten“ für unseren Hund?
Soziale Verträglichkeit oder ein sozialer Umgang untereinander bedeutet für ihn :
- Die Fähigkeit eine Beziehung zu einem anderen Lebewesen aufbauen zu können.
- Bedürfnisse anderer zu akzeptieren.
- Auf andere Lebewesen eingehen zu können.
- Eigene Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken.
- Sich zurückzunehmen.
Auch dies bedeutet nicht zwangsläufig: „Der Hund muss jeden mögen.“
Wir leben mit unserem Hund in einer engen, sozialen Gemeinschaft.
Du wirst für deinen Hund zur Bezugsperson.
Du nimmst quasi die Elternrolle für deinen Hund ein.
Ist eure Beziehung intakt, vertraut und orientiert sich der Hund an dir.
Wie gehen wir jetzt mit Situationen um?
Nur der Mensch kann Situationen reflektieren.
Er denkt über eine Situation nach oder überdenkt eine Sachlage.
Hunde registrieren zwar feinste, emotionale Schwingungen von uns,
sie reagieren jedoch rein auf die Situation.
Die Umstände können sie nicht analysieren.
Dieser Instinkt lässt den Hund zum heutigen besten Freund des Menschen werden.
Durch ihn wird der Hund zu einem sehr kommunikativen Lebewesen,
das mit dem Zusammenleben mit dem Menschen – scheinbar – keine Probleme hat.
Der soziale Rudelinstinkt ist die Voraussetzung, mit anderen Rudelgenossen gemeinsam in Sicherheit leben zu können.
- Man kann zusammen die Welpen auf- und erziehen.
- Man arbeitet zusammen und geht so erfolgreich auf die Jagd.
- Das Territorium wird gemeinsam verteidigt, denn gemeinsam ist man stärker.
In der Gemeinschaft lernt man sich anzupassen, was zu klaren Strukturen in einem Rudel führt.
Gleichzeitig bietet es Sicherheit und Orientierung.
Du bist das Vorbild
Der Hund lernt durch seine hohe soziale Intelligenz, durch die Orientierung an anderen Lebewesen.
Dem Hund durch eine reine klassische oder instrumentelle Konditionierung, Tricks und Dressur beizubringen,
ist weit entfernt von seiner Natur.
Sie lernen Sinnvolles durch Vorbilder!
Unser Hund besitzt die Fähigkeit emphatisch zu sein.
Er kann ein Ziel seines Menschen nachvollziehen und besitzt ein vorausschauendes Bewusstsein.
Das heißt, er kann einerseits sich ergänzende Handlungen vollziehen.
Andererseits aber auch Handlungen die zwar gegensätzlich sind, aber trotzdem dem selben Ziel dienen.
Ein wunderbares Beispiel hierfür sind Blindenführhunde.
Diese Hunde müssen in hohem Maße flexibel sein.
Sie schätzen Situationen ein, treffen Entscheidungen und übersetzen diese in Handlungen.
Ist heute der Gang zur Apotheke noch klar:
- Überqueren eine Straße durch Nutzung des Zebrastreifens.
- Anschließend wird die Ampelanlage angesteuert und
- eine weitere Straße überquert.
Ist morgen die Straße aufgerissen, kann der Gang zur Apotheke ganz anders aussehen.
Läßt sich der Zebrastreifen und die Ampelanlage durch eine neu eingerichtete Baustelle
nicht mehr vom Blindenführhund ansteuern, muss er selbständig eine Lösung finden.
Er wird seine Bezugsperson, trotz aller Schwierigkeit sicher ans Ziel bringen.
Wie der Hund Bedürfnisse und Gefühle ausdrückt
Der Hund drückt seine Gefühle und Bedürfnisse in seiner Sprache aus, – „hündisch“.
Leider wird der „Umgangston“ unserer Hunde oft missverstanden.
Regelmäßig korrigieren wir eine eigentlich gute Kommunikation.
Für den Hund gehört ein Knurren, das Zähnefletschend, Imponiergehabe
oder eine Beschwichtigung zum normalen „Umgangston“.
Das alles hat nichts mit aggressivem Verhalten oder Pöbeln zu tun.
Der Hund drückt nur aus, was er im Moment gerne möchte.
Er beansprucht zum Beispiel eine Ressource oder möchte mehr Distanz.
Rennt ein Hund auf jeden anderenHund zu, ist dies auf der anderen Seite keineswegs „sozial“.
Eine solch schnelle Distanzunterschreitung kann für Hunde eher ein Grund sein,
die eigene Wohlfühl-Distanz schnell wieder einzufordern.
Auch das schnelle „Über-den-Haufen-rennen-vor-Begeisterung-einen-anderen-Hund-zu-sehen“,
ist eher „rüpelhaft“ statt „besonders sozial“.
Aufgepasst beim Thema „Körperkontakt“
Das Gleiche gilt beim Körperkontakt durch den Menschen.
Fordere nie Körperkontakt beim Hund ein.
Körperkontakt findet nur statt, wenn der Hund es möchte.
Manche Hunde haben schlechte Erfahrungen mit der Nähe von Menschen gemacht.
Zuwendung schlägt für sie in Stress um.
Es wird dann situationsbedingt eher Cortisol (das Stresshormon) ausgeschüttet,
als die beruhigende Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin.
Es gibt auch ein Zuviel an Zuwendung, etwa durch Kinder, und sei sie noch so gut gemeint.
Hierbei zeigt der Hund ein deutliches Meideverhalten gegenüber dem Menschen.
Er zeigt verschiedene Stresssignale.
Manchmal gipfelt es auch in aggressivem Verhalten. Was der schlimmste Fall ist.
Für den Hund hat eine Integration in unseren Alltag einen hohen Stellenwert.
Der Hund als hochsoziales Lebewesen, braucht den Familienanschluss für sein Wohlbefinden.
Streicheleinheiten, Körperkontakt zum Beispiel beim Kontaktliegen und Anerkennung sind für den Hund wichtig.
Wie aufgezeigt, an den Hund angepaßt!
Achte hier auf:
- Ist dem Hund die Nähe des Menschen angenehm?
- Wird seine Atmung ruhiger?
- Entspannt er sich?
- Wird er unruhig?
- Möchte lieber woanders hin?
- Dreht er den Kopf weg?
Zu den sozialen Bedürfnissen gehören auch: Sexualität und Fortpflanzung
Ist der Hund in der Pubertät kommt das Bedürfnis nach Sexualität von alleine.
Die Geschlechtsreife setzt beim Hund, je nach Rasse, mit dem sechsten Monat oder einem Jahr ein.
Bei Hündinnen ist sie durch die erste Läufigkeit gekennzeichnet.
Bei Rüden ist der Übergang fließend:
- Er hebt beim Pinkeln das Bein.
- Interessiert sich mehr für Hündinnen.
- Er sieht in anderen Rüden häufiger Rivalen.
Das „natürliche“ Bedürfnis sich seinen Sexualpartner alleine und zu jeder Zeit zu suchen,
wird vom Menschen meistens unterbunden.
Bei Rüden kann dies zu dauerhaftem, übertriebenem Stress und Konkurrenzdruck führen.
Manche Hunde müssen hier ein großes Leid erdulden.
Mit einer frühzeitigen Kastration kann das Leid gemildert werden.
Einen enormen Einfluss auf die Libido des Hundes hat aber vor allem der soziale Status des Hundes.
Fazit:
In einer Beziehung sind die Erwartungen wechselseitig.
Nicht anders ist es in der Beziehung zwischen Mensch und seinem Hund.
Der Hund, mit seinen sozialen Bedürfnissen, möchte Teil unseres Familienverbundes sein.
Für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden braucht er soziale Nähe und Liebe.
So spürt er, dass er zu uns gehört.
Aus diesen Gründen, ist es wichtig mit ihm den Alltag zusammen zu gestalten.
Ihn teilhaben zu lassen und den Hund einzubinden.
Es bedeutet nicht, ihn nie alleine zu lassen.
Die Zeit des Alleinseins muss vielmehr begrenzt sein.
Der Hund kann nicht an 5 Tage der Woche, 6 Stunden zu Hause verbringen,
weil ich ihn zur Arbeit nicht mitnehmen kann.
Ich muss mir der Verantwortung bewußt sein und mir klar machen, was gemeinschaftliches Leben bedeutet:
- schlafen
- essen
- spielen bzw. arbeiten.
Gemeinsam Zeit verbringen, so dass man sich geborgen fühlt.
Dann hat das glückliche Hundeleben eine echte Chance.
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